Dienstag, 27. Februar 2024

Auch grüne Schulden sind noch mehr Schulden

Leserbrief erschienen im Bieler Tagblatt vom 27.02.2024, Autor: Michael Schlup

Die Idee von Urs Scheuss (Grüne), mit «Green Bonds» die Bieler Finanzkrise zu lösen und den dringend nötigen ökologischen Umbau voranzutreiben krankt vor allem an einem Problem: Auch Green Bonds sind vorerst einmal neue Schulden – und davon hat Biel viel zu viel, wir befinden uns etwa auf dem Niveau von Griechenland bevor dort ein jahrelanges, äusserst schmerzhaftes Sparprogramm von aussen durchgesetzt wurde. 

Ich investiere mit meiner Firma weltweit in Green Bonds (diese, liebes BT, geben übrigens nicht nur Staaten sondern auch Unternehmen aus). Als erstes prüfen wir immer die finanzielle Bonität und schauen uns an, welches Management denn die hehren Ziele auch durchsetzen soll und dereinst das Geld zurückzahlt. Auf beiden Ebenen würde Biel sicher durchfallen,  die Bonität der Stadt bewegt sich eher auf dem Niveau «Junk» und das «Management» beweist seit einem guten Jahrzehnt, dass nur immer neue Schulden überhaupt die Umsetzung der beschlossenen Strategien, darunter diejenigen für Klima- und Biodiversitätschutz, finanzieren können. 

Um in Biel eine glaubhafte und nachhaltige Transformation zu ermöglichen, braucht die Stadt vor allem wieder mehr finanziellen Handlungsspielraum – doch dieser geht mit mehr Schulden in einem Umfeld mit deutlich höheren Zinsen in die falsche Richtung. Und es braucht ein neues «Management», das auch wirklich neue und nachhaltige Rezepte findet für die Bewältigung der Bieler Finanz- und Klimakrise, und den Wählern nicht einfach alten Wein in neuen Schläuchen verkauft.

 

Michael Schlup